Interview mit Philip Ehrhorn (27)
Philip hat die letzten Jahre in Berlin verbracht und seinen Ingenieur in Schiffs- und Meerestechnik beendet. Zurzeit lebt und studiert er in Amsterdam. Sein Ziel ist der Master in „Aquatic Ecosystem Analysis“. Er ist Mitgründer und -erfinder der The Great Bubble Barrier.
Wie bist zur Plastik-Problematik gekommen?
Das Meer hat mich schon immer fasziniert. Als Kind hatte ich viele „Was-ist-was Bücher“ rund um das Thema Gewässer und ihre Bewohner. Auch durch meine Hobbys Tauchen und Wellenreiten war für mich schon früh klar, dass ich mit der Umwelt arbeiten möchte. Ich habe meinen Ingenieur in Schiffs- und Meerestechnik in Berlin gemacht, doch im Ingenieurwesen wird versucht die Umwelt „zu zähmen“ und ich möchte MIT der Umwelt arbeiten, ich sehe es als meine persönliche Hauptaufgabe mich für die Umwelt zu engagieren.
Wie kamen die Ideen für The Great Bubble Barrier?
Durch meine Hobbys wurde ich zwangsläufig mit der Plastik Problematik konfrontiert und entschied, dass sich etwas ändern muss. Während eines Auslandsemesters in Australien besuchten wir Klärwerke. Dort werden Luftblasen genutzt, um dem Abwasser Sauerstoff zuzuführen. Dabei beobachtete ich, dass sich der Plastikmüll an einer bestimmten Stelle im Becken sammelte. Da kam mir die Idee, dass man Luftblasen eventuell nutzen kann, um Plastik aus Gewässern zu bekommen. Die Technologie von Luftdrucksperren gibt es schon seit den 1930er Jahren. Sie wird verwendet, um Ölfilme und die Schallausbreitung zu verhindern. Der meiste Plastikmüll im Meer gelangt über Flüsse dort hin, also entwickelte ich für meine Bachelorarbeit eine Idee, diesen Müll schon in den Flüssen zu stoppen, bevor er ins Meer gelangt. Dabei stieß ich auf die Problematik des Schiffverkehrs in Binnengewässer, die Installation dürfe die Schiffe nicht hindern und sie stoppen.
Wie hast du die Ideen umgesetzt?
Durch einen Zufall entdeckte ein Bekannter, dass in Amsterdam drei Seglerinnen die gleiche Idee hatten und damit bereits einen kleinen Innovationwettbewerb gewonnen hatten. Das konnte ich kaum glauben und nahm Kontakt zu ihnen auf. Schnell war klar, dass wir die gleichen Absichten haben und wir zusammen arbeiten möchten. Da für mich kein geeignetes Masterstudium in Deutschland in Frage kam entschied ich mich nach Amsterdam zu gehen um Aquatic Ecology Analysis zu studieren. Seit dem bauen wir gemeinsam das Projekt aus und haben gerade unsere 3 wöchige Pilottestphase in der IJssel der The Great Bubble Barrier.
Welche Tipps hast du an andere, die etwas bewegen wollen?
Ich nehme oft wahr, dass die Leute hierzulande meinen, hier sei es nicht „so schlimm mit dem Plastik“. Doch das ist falsch! Vergleichsweise mag in Europa nicht so viel offensichtlicher Plastikmüll herumliegen, jedoch haben meine Testverfahren in Berlin gezeigt, dass dort schon eine Menge Plastik hochgespült wird. Ich sehe uns nicht nur in der lokalen, sondern auch in der globalen Verantwortung etwas zu ändern. Denn wir haben die Möglichkeiten das globale Geschehen zu beeinflussen. Westliche Unternehmen sorgen für Müll in zum Beispiel Indonesien, jeder Einkauf beeinflusst die Müllproduktion. Unsere lokale Arbeit wirkt sich also global aus, jeder kann etwas tun! Am besten erreicht man andere, indem man die Problematik visuell aufzeigt.
„Es wird immer Leute geben, die sagen das bringt doch nichts, damit verdienst du kein Geld! Davon darf man sich nicht abbringen lassen. Man braucht niemanden, man schafft das alleine!“
Wichtig ist, dass man sich traut! Mit kleinen Schritten anfangen und an Prävention und Aufklärung arbeiten. Es gibt einen gesellschaftlichen Wandel, immer mehr Menschen wollen was dagegen tun.
Interview geführt am 22.11.2017 von Johanna Lucks
Weitere Informationen: http://www.thegreatbubblebarrier.com